Jeder von uns kommt mit einer bestimmten Ausstattung auf die Welt. Ein Teil ist völlig zufällig zusammengewürfelt, anderes wurde an uns weitergereicht, aber das ist gar nicht so wichtig. Fakt ist, wir betreten diese Welt im Besitz eines individuell gefüllten Koffers. In meinem steckte eine Menge Angst. Verdeutlicht an einem Bild: Befand ich mich als Kind in der Nähe von Wasser, dann trug ich Schwimmflügel und zusätzlich einen Schwimmreifen. Nicht weil meine Eltern besonders ängstlich waren, sondern weil ich es verlangte. Absicherung war mein Vertrauen.
Alles, was eventuell passieren könnte, im Blick zu haben, ist anstrengend. Deshalb entschied ich mich, bei einem kleinen Ausblick zu bleiben. Meine Tür zur Welt bekam ein Schloss und ein Guckloch. Ich hatte den Überblick. Was ich sah, dass kannte ich genau. Die Angst war gut verstaut. Doch befand sich noch etwas anderes in meinem Koffer. Mit der Zeit dehnte es sich aus, ließ die Nähte platzen: Kreativität. Sie war dem Bekannten überdrüssig, verlangte nach Neuem, nach Inspiration.
In dem Moment, als das Verlangen nach dem Unbekannten stärker war, als die Angst, plante ich eine erste Reise. Meine Tür zur Welt war entriegelt. Vorfreuen konnte ich mich nicht. Ich war damit beschäftigt mich vorzubereiten, die Angst mit Gurten im Koffer zu fixieren. Aber schon auf dem Weg merkte ich: Alles, was ich nicht sehen kann, macht mir nur so lange Angst, bis ich es sehe. Mir wurde klar, dass ich meinen Koffer umpacken, ihn nach meinen Bedürfnissen ausstatten kann. Und so legte ich bei dieser, meiner ersten Reise, ein paar Ängste ab und packte Vertrauen an ihre Stelle. Meine Tür mit dem Guckloch öffnete sich einen Spaltweit.
Mittlerweile ist die Tür ein gutes Stück aufgesperrt und lässt beständig neuen Wind herein. Mein Koffer ist leichter geworden, weil Vertrauen sehr viel weniger wiegt als Angst und die angestaute Kreativität konnte Luft ablassen. Ich habe akzeptiert, dass ich ein Mensch bin, der Sicherheit braucht: Meine Tür wird nie sperrangelweit offenstehen. Aber immer, wenn ich genug Kraft zusammen habe, dann treffe ich die bewusste Entscheidung und gehe an Bord.
Mal sehen, was ich von der nächsten Reise mitbringe 😉